er Europaplatz in Sankt Pölten hat ein neues Wahrzeichen, das als grünes Tor zur verkehrsberuhigten Innenstadt fungiert: Das „Windfänger“ genannte imposante Kunstwerk des Grazer Kollektivs „Breathe Earth Collective“ ist eine rund 4 Meter hohe Brunnenskulptur in Form einer oben geöffneten Rotunde mit drei Torbögen.
Bautechnisch von arabischen Mashrabyya-Gittermustern, den ägyptischen vernakulären Kühltechniken sowie von einer auf Kirchen und Klöstern im alpinen Raum verbreiteten historischen Dachdeckung inspiriert, wird das aus 16.000 Mönch und Nonne-Ziegeln gestaltete Kunstwerk an drei Stellen mit Wasserkreisläufen von oben kaskadisch bewässert. Das über Vor- und Rücksprünge in der Wand herabgeleitete Wasser erzeugt ein facettenreiches Wasserspiel und wird im darunterliegenden Wasserbecken aufgefangen und rückgeführt. Durch natürliche Verdunstungsprozesse aus dem Bewässerungssystem kühlen die Ziegel die heiße durchströmende Luft aus der Umgebung spürbar ab und schaffen dadurch eine besonders angenehme Aufenthaltsatmosphäre. Im Inneren der Skulptur wurde als botanisches Highlight ein hitzeresistenter Lederhülsenbaum gesetzt, der von einer dekorativen Rundbank umgeben ist. Rund um den Windfänger positioniert laden jeweils neun Vogelkirschen- und Tulpenbäume, zahlreiche Sitzgelegenheiten, Mast- und Pollerleuchten sowie ein Trinkbrunnen zum längeren Verweilen ein.
Atmende Oase aus Beton und Ziegel
Die technisch herausfordernde Umsetzung dieses faszinierenden Bauwerks zeigt ebenso eindrucksvoll, wie man moderne Betonfertigteilbauweise, traditionelle Handwerkskunst und zukunftsweisende Klimaanpassungsstrategien symbiotisch verschmelzen kann. Die Rauter Fertigteilbau GmbH – eine Tochter der oberösterreichischen Kirchdorfer Gruppe – produzierte die sechs komplexen Fertigteilelemente mit höchster Präzision, wie Projektleiter Thomas Manessinger erklärt: „Wir haben insgesamt sechs Torrahmenfertigteile hergestellt, die in zwei Achsen gebogen waren. Dank unserer technischen Möglichkeiten im Schalungsbau konnten wir auch diese anspruchsvolle Aufgabe erfolgreich bewältigen.“
Präzise Planung und Ausführung
Ein intensiver Prozess für alle beteiligten Gewerke, denn die auf den Torrahmen liegenden sechs Rostbögen-Fertigteile mussten untereinander noch verschraubt, auf den Fertigteilerahmen aufgelagert und vor Ort ausbetoniert werden. „Vor allem die Montage der Torrahmen erforderte eine präzise Einhaltung der Vermessungsvorgaben zur Kreisform und Höhe, um die anschließenden Maurerarbeiten planmäßig durchzuführen“, erzählt Projektleiter Gerhard Pecina vom Bauunternehmen Bachner. Dabei gewährleisteten Holzschablonen eine exakte Teilung des über 40 Meter langen Umfangs. So gelang es auch, den zweiten oberen Rostbogen – bestehend aus sechs auf Stützen gelagerten Fertigteilen – nach Abschluss der Maurerarbeiten auf die letzte Ziegelschar abzusenken.
Foto: Windfänger St. Pölten, Bildnachweis: c) Rauter GmbH
Bildunterschrift: „Vorzeigeprojekt für eine multifunktionale und klimafitte Architektur mit dem Baustoff Beton: Der Windfänger in St. Pölten“
FAKTENBOX | Projekt „Windfänger“ am Europaplatz, St. Pölten |
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