Derzeit machen die Preise Baumaterialien zu einem teuren Gut. Daraus ergeben sich weitreichende Folgen für die Bauwirtschaft: Bauvorhaben müssen pausiert und können nur erschwert geplant werden oder verzögern sich maßgeblich – und die Baukosten werden insgesamt höher. Welche Rohstoffpreisentwicklungen dahinterstecken, welche Gründe für den Preisanstieg verantwortlich sind und welche Folgen das für verschiedene Bauweisen hat? Dem widmen wir uns in diesem Blogartikel.
Lesen Sie mehr zu folgenden Punkten:
Rohstoffpreisentwicklung 2021
Warum steigt der Preis von Baumaterial?
Welches Baumaterial ist teurer geworden?
Preisentwicklung am Beispiel Baustoff Holz
Welche Folgen hat der Preisanstieg?
Wer trägt die Kosten?
Welche Bauweisen sind am stärksten betroffen?
Welches Baumaterial ist weiterhin günstig?
Wann sinken die Preise für Baumaterialien wieder?
Rohstoffpreisentwicklung 2021
Im laufenden Jahr 2021 hat die Baubranche die Rohstoffpreisentwicklung mit einer gewissen Sorge mitverfolgt. Unterschiedlichste Materialien, die im Bau eingesetzt werden, haben sich teilweise drastisch verteuert. Die Entwicklung betrifft alle Beteiligten – vom privaten „Häuslbauer“ bis zu Bauherren und Baufirmen größerer Projekte.
Warum steigt der Preis von Baumaterial?
Hinter diesen Preissteigerungen stecken vielerlei Ursachen, von denen keine alleine diese Entwicklung hervorrufen hätte können. Zusammen hat sich aber der akkumulierte Effekt ergeben, dass die Preise für manche Baumaterialien zeitweise um 100 bis 200 % im Vergleich zum Vorjahr geklettert sind.
Einerseits resultiert diese unglückliche Verkettung von Faktoren aus Covid – die Nachfrage nach Bauprojekten hat während der Krise kaum nachgelassen bzw. ist sogar etwas gestiegen. Viele wollten die Lockdown-Situation nützen, um ihre Gebäude zu renovieren oder zu erweitern. Und auch der Neubau boomt – allein in Österreich liegt die Zahl der Baugenehmigungen für 2021 um 15 % über dem Zehnjahresdurchschnitt.
Die Produktion von Rohstoffen hat in der Krise insgesamt aber nachgelassen, etwa die Stahlherstellung in China. Dazu kam ein starker Wintereinbruch Anfang des Jahres in den USA. Und schließlich gab es Lieferausfälle und einen Mangel an Frachtcontainern.
So ist ein Nachhinken auf Angebotsseite gegenüber der Nachfrage entstanden.
Da Rohstoffe global genutzt werden, hat sich beispielsweise durch den Wirtschaftsaufschwung in China nach der Covid-Krise dieser Spalt noch vergrößert. China ist seit langer Zeit vom Stahl-Exporteur zum -Importeur geworden.
Welches Baumaterial ist teurer geworden?
Die Teuerungen bei den Baumaterialien betreffen die meisten Baustoffe – am stärksten haben sich folgende verteuert:
Holz: Konstruktions- und Bauholz ist massiven Preissteigerungen unterworfen
Mineralölerzeugnisse: besonders Bitumen, aber auch Styropor, Folien etc.
Betonstahl
Putze
Mörtel
Preisentwicklung am Beispiel Baustoff Holz
Am stärksten waren im bisherigen Jahr 2021 die Baustoffe Holz und Stahl von den Teuerungen betroffen. Die Österreichische Landwirtschaftskammer berichtet, dass der Preis für einen Festmeter Rundholz mit Rinde (FMO) in den letzten zehn Jahren durchschnittlich bei ca. 90 € lag. Einen Tiefpunkt erreichte dieser Wert Mitte 2020 mit ca. 66 € pro FMO – seit da stiegen die Preise bis Mitte 2021 auf ca. 110 € pro FMO. Zu den alarmierendsten Entwicklungspunkten im Mai dieses Jahres gab es Berichte von einer Preissteigerung von 83 % bei Konstruktionsvollholz im Vergleich zum selben Monat im vorigen Jahr, im Juni sogar von 100 bis 200 % Preissteigerung bei Holz.
Im September 2021 meldete die Österreichische Landwirtschaftskammer jedoch bereits eine Entspannung im Holz-Bereich.
Welche Folgen hat der Preisanstieg?
Die Folgen für die Bauwirtschaft sind nicht unerheblich. Mit der Knappheit der Rohstoffe geht eine Unsicherheit in der Planung einher. Bauprojekte verzögern sich oder müssen aufgrund von Lieferengpässen pausiert oder abgelehnt werden. Im April dieses Jahres haben bereits 51 % der österreichischen Baufirmen Probleme gehabt, alle notwendigen Produkte zu organisieren. 80 % befürchteten deshalb Bauzeitverzögerungen.
Teilweise können Baufirmen auf Ersatzprodukte zurückgreifen – das ist aber nicht immer ideal und keine Dauerlösung.
Wer trägt die Kosten?
Die Frage, wer die aus den Preissteigerungen resultierenden Kosten trägt, ist die logische Konsequenz. Ein großer Teil der Baubranche ist sich einig, dass diese an die Auftraggeber bzw. Kunden weitergegeben werden müssen. In vielen Fällen wird also der Auftraggeber – auch im privaten Bereich – die erhöhten Kosten mitzutragen haben.
Häufig bestehen bei kleineren Projekten oder auch Fertighäusern sogenannte Festpreis-Verträge. Mit diesen bleiben die Ausführenden auf den zusätzlichen Kosten sitzen – die Preiserhöhungen können in dem Fall nicht an den Auftraggeber weitergegeben werden.
Welche Bauweisen sind am stärksten betroffen?
Der Holzpreis hat doppelt gewichtige Auswirkungen auf den Bau. Einerseits durch die explosionsartige Preissteigerung selbst, andererseits deswegen, weil in den letzten Jahren die Holzbauweise immer beliebter wird – oft wird Holz als Material für tragende Konstruktionen verwendet.
Im Jahr 2020 war das bei fast einem Viertel aller Ein- und Zweifamilienhäuser der Fall.
Die Teuerung bei Stahl hat im Jahr 2021 den Anfang gemacht und ist natürlich bei größeren Bauten verstärkt bemerkbar, da dieses Baumaterial hier vermehrt zum Einsatz kommt. Aber auch bei kleineren Angelegenheiten – von Türen bis Schrauben – erschwert eine fehlende Versorgung mit Eisen und Stahl den Baufortschritt.
Welches Baumaterial ist weiterhin/derzeit günstig?
Die geringsten Preissteigerungen gab es im letzten Jahr bei Mauerziegeln. Eine Ziegel-Massivbauweise scheint damit derzeit eine vergleichsweise günstige Option zu sein. Andererseits kommen auch hier natürlich Teuerungen bei Mörtel und anderen Baumaterialien zum Tragen.
Wann sinken die Preise für Baumaterialien wieder?
Die Meisten gehen davon aus, dass sich die Preissituation am Baustoffmarkt wieder beruhigen wird – nämlich dann, wenn das Angebot die Nachfrage einholt. Wann das angesichts eines weltweiten Baubooms bzw. einer Hochkonjunktur in China der Fall ist, bleibt abzuwarten. Experten rechnen mit einer Beruhigung, also einer Preissenkung bei Baumaterial, im Jahr 2022.
Fazit
Im Jahr 2021 haben wir einen massiven Anstieg der Preise für Baumaterialien erlebt – mit erheblichen Folgen für die Bauwirtschaft. Vor allem Holz, Stahl und Dämmmaterialien sind teurer geworden und haben zu Bauverzögerungen, Planungsunsicherheit und erhöhten Kosten für private wie gewerbliche Bauprojekte geführt.
Gründe dafür sind neben der Pandemie und damit einhergehenden Produktionsrückgängen und Lieferengpässen eine gesteigerte Nachfrage durch weltweite Bauvorhaben.
Die Preisexplosion sollte aber allen Erwartungen zufolge nicht von Dauer sein, sondern sich mit einer gesteigerten Produktion wieder erholen.